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14. März 2022

Wozu brauchte man eigentlich Chronometer?

Es beginnt, wie so häufig in der Geschichte der Uhrmacherkunst, mit einem genialischen Tüftler namens John Harrison. Bereits mit 20 Jahren konstruierte der britische Autodidakt seine erste Pendeluhr, die noch immer die exakte Uhrzeit zeigt und in der ›Worshipful Company of Clockmakers‹ in der Londoner Guildhall zu sehen ist. Zwischen 1725 und 1727 konstruierte Harrison zwei weiter Standuhren. Dabei führte er wichtige Innovationen ein wie die ›Grasshopper-Hemmung‹und das Rostpendel. Dadurch erreichte er eine für die damalige Zeit enorme Genauigkeit von nur 1 Sekunde Abweichung pro Monat!

Es war die Zeit der großen Entdeckungsfahrten von Wallis, Bougainville und Cook nach Tahiti und Australien. Tausende Seemeilen zwischen Landsichtungen waren keine Seltenheit und die Positionsbestimmung war alles andere als ideal. Die geographische Breite ließ sich mittels Sextanten und astronomischen Kalendern bereits zuverlässig bestimmen. Die geographische Länge aber nicht, was immer wieder zu grotesken Verzerrungen in den Seekarten führte und dass Nachfahrende bereits entdeckte Inseln bis in die Neuzeit nicht wieder fanden.

Das englische Parlament lobte 1714 ein Preisgeld von 20.000 Pfund aus für denjenigen, der eine praktikable Lösung für das ›Längenproblem‹ finden würde. Als John Harrison sich 10 Jahre später für das Problem zu interessieren begann, waren alle bisherigen Forschungsansätze, die dem eigens gegründeten ›Board of Longitude‹ eingereicht wurden und sich auf die pur astronomische Navigation konzentrierten, ohne nennenswerten Erfolg geblieben. Dabei bemühten sich namhafte Astronomen in ganz Europa darum, insbesondere setzten sie auf die ›Monddistanz-Methode‹, bei der der Winkelabstand des Mondes zu hellen Fixsternen in der Nähe seiner Bahn bestimmt wurde. Der astronomische Lösungsansatz baute auf Tabellen von Sternbedeckungen, die zwar damals hinreichend genau berechenbar waren, jedoch die Sichtbarkeit des Mondes voraussetzten und insgesamt auf See viel zu kompliziert anzuwenden waren.

Columna_Uhrwerk

John Harrison baute dagegen auf genügend ganggenaue Uhren. Einen reibungsarmen Lauf seiner Standuhren hatte er mit seiner Grasshopper-Hemmung erzielt; schmierungsfreie Holzzahnräder vermieden Abweichungen durch verharzende Öle. Überprüfungen durch Messung von Sterndurchgängen bewiesen die Verringerung früherer Ungenauigkeiten auf weniger als ein Zehntel! Danach wollte Harrison ähnlich genaue Uhren für Schiffe konstruieren: Hoher Wellengang und das Schlingern in der Dünung, dazu rasche Temperaturschwankungen irritierten die Ganggenauigkeit erheblich. 1735 stellte er sein erstes Modell vor. Temperaturschwankungen kompensierte er durch Bimetall, Schiffsbewegungen, indem er zwei identische Pendel durch eine Feder verband. Das Chronometer wurde zu Beginn der Reise auf die Sonnenzeit des bekannten Längengrades, nämlich des Greenwich-Meridians, eingestellt. Aus dem Zeitunterschied zwischen der angezeigten Zeit und der (durch Peilung von Sonne oder Gestirnen) ermittelten Ortszeit ließ sich nun die geographische Länge genau berechnen.
 
James Cook hatte auf seiner zweiten großen Weltreise auf jedem Schiff also immer gleich zwei dieser ›Time Keeper‹ in Betrieb. Im Logbuch nennt der zunächst skeptische Kapitän Harrisons Erfindung seinen ›nie versagenden Führer‹. Mit dem außerordentlichen Erfolg von Cooks Expeditionen, bei der er Tahiti und auch Hawaii pfeilgerade im gigantischen Stillen Ozean wiederfand, setzte sich Harrisons Schiffschronometer auch endlich gegen die Übermacht der Liga an Astronomen, darunter der große Isaak Newton, durch, die jahrzehntelang abfällig gegen Harrison redeten und auf ihren unpraktischen Lösungen beharrten. James Cooks größte Leistung, die Kartierung des Pazifiks, wurde mit Harrisons ganggenauen Uhren so exakt, dass zum Beispiel seine Karte Neuseelands erst Mitte der 1990-Jahre durch eine satellitengenau vermessene ersetzt wurde.

Selbstredend hat die von uns hoch geschätzte Manufaktur Patek Philippe ebenfalls in der Vergangenheit Schiffschronometer hergestellt. Die Erkenntnisse, die Harrison gerade bei der Verringerung der Reibung im Uhrwerk gewann, sind heute jedoch besonders repräsentativ  in den überaus genauen Pendel- und Tischuhren von Erwin Sattler zu bestaunen. Die Uhrwerke sind so raffiniert gelagert, dass sie extrem leise arbeiten, und wir sind geradezu entzückt über das neueste Modell unter seinem mundgeblasenen Mineralglasdom.

Noch haben wir selbst kein Ausstellungsstück, aber die ›Columnia Temporis‹ kann man über uns bestellen. Besichtigen kann der interessierte Kunde diese Uhr bei Erwin Sattler direkt. Dies ist immer nach Voranmeldung möglich und beinhaltet für gewöhnlich ein kleine Manufakturführung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Uns gefällt diese völlig neue Interpretation einer Standuhr sehr, da rundum ein freier Blick aufs Uhrwerk gewährt ist und durch die Graham-Hemmung hat Columnia Temporis eine Gangdauer von einem Monat. Sagenhaft!

Columna_Fuß

Sehr geehrte Kunden,

wir wollen uns Zeit für Sie nehmen. Vereinbaren Sie einen Termin – gerne per Mail oder telefonisch.

Herzlich Ihr
Stefan Oberleitner

WIR SUCHEN SIE!

Uhrmacher*in

mit abgeschlossener Ausbildung im Uhrmacherhandwerk für unser Patek Philippe-Team